Donnerstag, 7. Januar 2010

Geschichte

Heute gibt es ein bisschen Geschichte zu meinem Post vom 4. Januar.
Ich weiß, es ist nicht jedermanns Sache, aber ich finde das total spannend :o)

Es waren einmal zwei Kräuterfrauen, die 1709 eine Waldquelle entdeckten und die hatte einen so hohen Gehalt an Mineralien, dass sie kurzerhand als Heilquelle weit und breit bekannt wurde und diente fortan als gesunder Brunnen für Jedermann.

Zu dieser Zeit hieß Wilhelmsbad aber noch nicht Wilhelmsbad, weil es noch kein Bad war und Wilhelm es noch nicht entdeckt hatte.
Erst als der fesche Erbprinz Wilhelm von Hessen-Kassel, der von 1764-85 in Hanau residierte, 1777 den Bauauftrag für die Anlage gab, entstand Wilhelmsbad als vornehmer Badeort für die höfische Gesellschaft und das aufstrebende Bürgertum. Fürnehm, fürnehm, sag ich da nur und möchte nicht wissen, wie es da zuging ;o)

Finanziert wurde die schier unendliche Bauleidenschaft des jungen Wilhelms übrigens durch Gelder, die er duch den Verleih hessischer Soldaten an seinen Onkel, den englischen König, zum Einsatz im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg erzielte. Na ja, so war das damals eben und auch nicht unüblich.

Im Stil eines englischen Landschaftsparks ließ er gaaaaanz viele hübsche Sachen erbauen, die auch heute noch live zu sehen sind und die ich mir immer wieder gerne anschaue.

Ich zähle sie hier mal fix auf:

Der Brunnentempel,
das in Form eines römischen Rundtempels erbaute Karussell, dass der Unterhaltung der Damen und ihrer Kavaliere diente,
der Schneckenberg als Aussichtshügel,
die Teufelsschlucht mit schwankender Kettenbrücke,
eine künstliche Burgruine,
der ebenfalls künstlich angelegte Weiher mit einer Insel auf der eine kleine Pyramide steht,
Brücken, Musiktempel und
die Eremitage und
das hessische Puppenmuseum ist heute in einem der Hauptgebäude beheimatet.

Mir gefallen am Besten die künstliche Burgruine und das Karussell, die der Herr Wilhelm da hat errichten lassen.
In der Burgruine versteckt sich ein wunderschönes Lustschlösschen mit einem prachtvollen Kuppelsaal und eleganten Wohnräumen.
Ich war schonmal drin, aber leider darf man dort keine Fotos machen :-(
Das Karussell wird zurzeit restauriert, ist eingepackt und leider nicht zu sehen und deshalb konnte ich auch hier nur Bilder aus dem Netz ergattern:















Da er ein vielbeschäftigter Mann war, war die Burgruine als privater Rückzugsort gedacht und für die Kurgäste unerreichbar. Es war sein Lieblingsaufenthaltsort und er selbst kümmerte sich um die neu angelegten Pflanzungen bei den Kurgebäuden, hielt sich häufig auch im Winter dort auf und ist zum ersten Mal, wie er in seinem Tagebuch schreibt, "glücklich".
Nachvollziehbar, denn der Fürst hatte -im Zentrum der Hanauer Hofgesellschaft stehend- keinerlei Privatleben, er sich dieses aber in seinem luxuriös eingerichteten Ruinenschlösschen gestattete, in dem schlicht kein Platz für die Hofgesellschaft vorgesehen war.

Versüsst wurde ihm sein Aufenthalt in der Burg durch seine damalige Favoritin, Rosette Ritter, der später geadelten Frau von Lindenthal, die ihm insgesamt 6 Kinder gebar.

Zitat aus seinem Tagebuch:
...die höfischen Pflichten hatten mich dergestalt ermüdet, dass ich mich nach meiner Ruine in Wilhelmsbad sehnte, wo ich fern von allem Gepränge ein Leben genoss, wie es nur wenige Fürsten kennen...Ich schwelgte wahrhaft in dem Genuss des Wiedersehens mit der innig Geliebten. Welch eine Wohltat, endlich den Zwang abschütteln zu können, den ich mir hatte auferlegen müssen...

Die Hofgesellschaft ist empört über die Beziehung des Fürsten zu seiner bürgerlichen Mätresse. Die Damen meiden das Bad, wenn sich "die Lindenthal" dort aufhält und auch das Verhältnis zu seiner Gemahlin ist durch seine Affäre gestört.
Erst 1784, kurz vor dem Tod des geliebten ältesten Sohnes Friedrich am 20. Juli 1784, kommt es zur Aussöhnung zwischen den Ehegatten.

Das Lustschlösschen wurde dann leider irgendwann gegen Ende des 19. Jahrhunderts völlig ausgeraubt und aus war's mit dem Zauber.
Aber macht nix, die Hessen lassen sich da ja nicht lumpen und restaurierten das Schmuckstück wieder.
Also kann man seit 1999 die prachtvollen Räume wieder bestaunen.

Hier ein kleiner Blick in das Innere (leider konnte ich kein größeres Bild finden):






Hier schneit es gerade wieder (von links nach rechts) und wünsche ich euch einen schönen Tag.

1 Kommentar:

  1. Sehr interessant. Mein Mann kommt aus England und dort gibt es auch jede Menge Geschichten aus den früheren Jahrhunderten. Schlösser und Burgen zu besichtigen macht so viel Spaß, vor allem wenn man sich vorstellt, wer und wie die Menschen damals in den teilweise eisigen Gemäuern gelebt haben. Einen schönen Tag noch...
    Grüße
    Susanne

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